Laufendes Projekt der Regionalgruppe Hamburg des Deutsch-Palästinensischen Frauenvereins:
Bildung ist Zukunft – Stipendien für Studentinnen in Palästina
Seit 1998 fördert der Deutsch-Palästinensische Frauenverein e.V. mit seinem Stipendien-Projekt die Bildung vom benachteiligten Mädchen und jungen Frauen in den besetzten palästinensischen Gebieten. Während zunächst Schülerinnen und auch einzelne Schüler unterstützt wurden, fördert der Verein seit dem Jahr 2000 ausschließlich Studentinnen an Universitäten in der Westbank. Durch die finanzielle Unterstützung kann ein Beitrag dazu geleistet werden, dass die geförderten jungen Frauen eines Tages auf eigenen Beinen stehen und ihre Familien ernähren oder zum Familieneinkommen beitragen können.
Warum unterstützen wir junge Frauen aus Palästina?
Nach Jahrzehnten der israelischen Besatzung ist die soziale, wirtschaftliche und politische Lage der Menschen in der besetzten Westbank schwieriger denn je. Durch ein System von Abriegelungen, Belagerungen, Ausgangssperren und Checkpoints, durch den Bau der Mauer und die rasante Ausdehnung der israelischen Siedlungen auf palästinensischem Boden haben viele Familien ihre Existenzgrundlage verloren. Die chronische Arbeitslosigkeit hat bei vielen Familien, vor allem in den Flüchtlingslagern, die ohnehin geringen Ersparnisse aufgezehrt, und so fällt es schwer, in das zu investieren, was für die Palästinenser der einzige Schlüssel zu einer würdigen Zukunft ist: die Ausbildung ihrer Kinder. Viele Familien können sich eine qualifizierte Schul-oder gar Universitätsausbildung für ihre Kinder nicht leisten. Damit sind mangelnde Bildung und Armut für die nächste Generation vorprogrammiert.
Gute Schulen und Universitäten kosten in Palästina verhältnismäßig viel Geld. Wenn eine Familie es sich leisten kann, mit ihren geringen Einkünften eine solche Ausbildung für ein Kind zu finanzieren, wird in der Regel ein Sohn bevorzugt. Die Töchter werden auch heute noch oft früh verheiratet, um sie auf diese Weise versorgt zu wissen. Dabei haben sich palästinensische Frauen längst ihren Platz in der Gesellschaft erobert: Sie arbeiten als Ärztinnen, Juristinnen, Professorinnen, Journalistinnen, Lehrerinnen, Krankenschwestern und in technischen, kaufmännischen und sozialen Berufen, sind in zahlreichen Frauenorganisationen aktiv und in Kommunalparlamenten politisch tätig. Sie tragen zum Familieneinkommen bei und übernehmen auch selbst die Rolle des Ernährers, wenn sie ihren Mann verloren haben oder dieser krank oder in einem israelischen Gefängnis inhaftiert ist. Und sie sind es, die ihr Wissen an die Kinder weitergeben und für die Ernährung und Gesundheit ihrer Kinder verantwortlich sind.
Deshalb gilt: Bildung für Frauen schafft Perspektiven für das ganze Volk.
Der Deutsch-Palästinensische Frauenverein hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Ausbildung von jungen palästinensischen Frauen zu fördern.
Eine weiterführende Ausbildung nach dem Abitur bieten in Palästina neben Fachhochschulen 13 Universitäten, die für alle Bevölkerungsgruppen offen sind. Der Hochschulbereich ist sehr gut ausgebaut. Zahlreiche Hochschulen, die sowohl Bachelor- als auch Masterstudiengänge anbieten, entstanden Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre. Nach vier bzw. fünf Jahren (für Ingenieurstudiengänge) erhalten Studierende ihren Bachelor. Der Masterabschluss erfordert ein zweijähriges Zusatzstudium. An Fachhoch-schulen, sog. “Community Colleges“, und dem Polytechnikum erhalten Studierende eine eher praxisorientierte Ausbildung, die nach zwei Jahren mit einem Diplom abgeschlossen wird. Alle Hochschulen verlangen hohe Studiengebühren, die an einzelnen Hoch- schulen variieren können. Die Semestergebühren betragen mindestens 500 €, für Ingenieurstudiengänge sind sie erheblich höher.
Die Organisation des Projekts „ Bildung ist Zukunft“
Um eine intensive Betreuung der Stipendiatinnen sowie einen sicheren Geldtransfer gewährleisten zu können, arbeitet der Deutsch-Palästinensische Frauenverein mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen werden jeweils junge Frauen ausgewählt, die ohne unsere Unterstützung keine Chance auf ein Hochschulstudium hätten. Die Stipendien für die Studiengebühren werden an die Partnerorganisationen überwiesen und quittiert, die Partnerorganisationen leiten die Gelder an die Stipendiatinnen weiter und kontrollieren die korrekte Bezahlung der Studiengebühren. Wichtig ist uns der persönliche Kontakt unseres Vereins zur Partnerorganisation und zu den Studentinnen. Dafür sind unsere Koordinatorinnen zuständig, die nach Möglichkeit mindestens einmal pro Jahr die Partnerorganisation und die Stipendiatinnen besuchen.
Koordinatorinnen des Projekts waren bis Ende 2009 Frau Suraya Hoffmann, früheres Mitglied des DPFV aus Köln-Bergheim, und von 2010 – 2014 Frau Alena Jabarine, früheres Mitglied der Hamburger Regionalgruppe des DPFV. Frühere Partnerorganisationen waren die Frauenorganisation Palestinian Working Women Society for Development und das Ibdaa Cultural Center im Flüchtlingslager Dheisheh bei Bethlehem.
Seit dem Herbst 2015 ist die Koordinatorin für das Projekt unser Vorstandsmitglied und seit 2019 die Vorsitzende Frau Amal Hamad aus Siegburg, unsere Partnerorganisation vor Ort die Mother’s School der renommierten Frauenorganisation „Palestinian Federation of Women’s Action Committees (PFWAC)“ in Nablus. Unsere direkte Kooperationspartnerin ist Frau Majida El Masri, Leiterin der Mother’s School. Seit dieser Zeit sind auch alle unsere Stipendiatinnen Studentinnen der An Nahah-Universität in Nablus. Frau Hamad und Frau El Masri wählen gemeinsam die Stipendiatinnen aus. Diese kommen alle aus kinderreichen, bedürftigen Familien und haben alle einen sehr guten Schulabschluss. Wir legen auch großen Wert auf soziales Engagement. Alle Stipendiatinnen müssen sich schriftlich verpflichten, regelmäßigen Kontakt zu uns zu halten und über ihre Studienfortschritte und den Studienabschluss zu berichten. Frau El Masri steht ihrerseits eng mit den Studentinnen in Kontakt.
Finanzierung des Projekts
Das Projekt wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Die Stipendien decken den Großteil der jeweiligen Semestergebühren, sie betragen je Studentin mindestens 500, manchmal 600 € pro Semester. Da wir bisher immer vier bis fünf Studentinnen gefördert haben , benötigten wir bisher mindestens 5 000–6 000 € an Stipendiengeldern pro Jahr. Ein Teil dieser Summe wird durch regelmäßige monatliche Spenden unserer Projektpaten und –patinnen aufgebracht, der Rest muss jedes Jahr durch Einzelspenden ergänzt werden, für die wir das ganze Jahr werben.
Zur weiteren sicheren Finanzierung des Projekts sucht der Deutsch-Palästinensische Frauenverein dringend weitere Dauerspender (Projektpat/Innen) aber auch Einzelspenden sind weiterhin unbedingt erforderlich.
Für Spenden ab 100 € stellt der Deutsch-Palästinensische Frauenverein auf Wunsch gerne Spendenbescheinigungen aus. Bitte geben Sie dazu Ihren Namen und Ihre Adresse an!
Spendenkonto:
Deutsch-Palästinensischer Frauenverein e.V.
Sparkasse Koelnbonn
IBAN: DE38 370501 9800 31014996
BIC: COLSDE33XXX
Stichwort: Stipendien (oder wie bisher: Patenschaften
Kontakt zur Koordinatorin: Frau Amal Hamad Liegnitzerstr. 28 53721 Siegburg Email: amalhamad@web.de
Beispiele bisheriger Absolventinnen
Alle bisherigen Stipendiatinnen haben ihr Studium erfolgreich mit dem Bachelor-Examen beendet. Von einigen haben wir erfahren, dass sie Arbeit gefunden haben, von anderen, dass sie inzwischen verheiratet und auch schon Mütter sind. Im März 2005 beendeten die Stipendiatinnen Khouloud und Hayat aus dem Flüchtlingslager Dheisheh ihr Studium erfolgreich mit dem Bachelor-Examen. Khouloud fand Arbeit als MTA in einem Labor in Hebron, Hayat als Journalistin bei einer lokalen Zeitung des Flüchtlingslagers Dheisheh. Tamara aus Nablus, Stipendiatin ab dem Jahr 2009, studierte nach einem sehr guten Bachelor-Examen zunächst im Masterstudiengang weiter, musste aber abbrechen, um Geld für ihre Familie zu verdienen. Sie arbeitet als Koordinatorin beim Ministerium für Jugend und Sport in Ramallah. Haneen, die ihr Bachelor-examen im Fach Psychologie im Jahr 2012 mit großem Erfolg bestand, fand Arbeit im Erziehungsministerium.
Dankbriefe unserer Stipendiatinnen
Aus einem Brief von Haneen, den sie zusammen mit Fotos von ihrer Graduierung als Bachelor geschickt hat:
Liebe Spender für das Stipendien-Programm,
ich bin sehr stolz darauf, dank Ihrer großzügigen Unterstützung eine der Empfängerinnen eines Stipendiums zu sein. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit für Ihre kontinuierliche Unterstützung meiner Ausbildung bedanken. Ohne dieses Stipendium wäre es äußerst schwierig, eine gute Ausbildung zu bekommen. Ich bin in einer wenig privilegierten Gesellschaft aufgewachsen, und das bedeutete nicht nur finanzielle Probleme für ein akademisches Studium, sondern ließ mich auch den Wert einer Universitätsausbildung erkennen.
Mein Traum beginnt nun, Wirklichkeit zu werden, und ich bin glücklich, Ihnen persönlich für Ihre Großherzigkeit danken zu können. Ohne Paten wie Sie wären viele Studentinnen wie ich nicht in der Lage, die Karriere zu machen, von der sie träumen.
Ich habe mein Bachelorexamen mit einem guten Ergebnis bestanden, und das ist das Verdienst Ihrer finanziellen Hilfe! […]
Ich bin die erste in meiner Familie, die einen Universitätsabschluss hat, und das, weil Sie geholfen haben. […]
Mit freundlichen Grüßen
Haneen
Aus einem Dankbrief von Ala‘ vom 11.7. 2017:
Ich bin die Studentin Ala‘ Dweikat und beginne demnächst mein 5. Semester im Fach Computertechnik an der An-Najah Universität in Nablus. Mein Abschlussexamen werde ich voraussichtlich im Jahr 2019 ablegen.
Ich möchte meine Dankbarkeit und meinen Dank ausdrücken für Ihre finanzielle und moralische Hilfe, die Sie mir seit dem Beginn meines Studiums im Jahr 2015 gewährt haben. Seitdem habe ich 97 Unterrichtsstunden mit dem Notendurchschnitt 2- absolviert und werde mein Bestes tun, die Note 2 zu erreichen. […]
Sie spielen eine ganz große und wichtige Rolle in der Entlastung meiner Familie. Wir sind sieben Familienmitglieder. Mein Vater ist Schmied.[…]Ich bin sicher, dass Sie mich weiter unterstützen und mir weiter helfen werden, bis ich das Abschlussexamen erreiche, auf das meine Familie und ich schon warten.
Ich schreibe Ihnen, um meine Dankbarkeit und große Anerkennung auszudrücken. Das werde ich nie genug tun können!
Zum Schluss- und das ist mir ganz wichtig- möchte ich Ihnen noch mehr Erfolg und Fortschritt bei Ihrer Arbeit wünschen!
Möge Gott Sie belohnen und Ihnen helfen, weiter Studentinnen zu unterstützen, die in ähnlichen Situationen sind!
Ihre Hilfe wird ganz hoch geschätzt!